Haut- und Weichteilinfektionen

Material

Wenn möglich sollten einige ml Eiter oder Wundsekret (z.B. durch Punktion) oder Gewebestücke für die mikrobiologische Diagnostik entnommen werden. Punktate und Gewebe sollten in sterilen Transportgefäßen und bitte nicht in  Abstrichgefäßen versendet werden, da die „sterile Bergung“ des Materials aus dem Transportmedium der engen Abstrichgefäße sehr aufwendig ist und zur Kontamination des Materials führen kann. Können Sekrete oder Gewebe nicht gewonnen werden ist die Entnahme von Wundabstrichen eine Alternative. Abstriche sollten unter aseptischen Bedingungen mit einem Tupfer vom Rand oder aus der Tiefe (insbes. bei Verdacht auf Infektionen mir Anaerobiern) der Wunde entnommen werden und in das Transportmedium eingebracht werden.

Lagerung/Transport

Sofortiger Transport in das bakteriologische Labor. Sollte dies nicht möglich sein, Material bis zum nächsten Tag bei Raumtemperatur lagern. Bei Verdacht auf Gasbrand muss das Material sofort nach telefonischer Anmeldung in das Labor gebracht werden. 

Erregerspektrum

Das Erregerspektrum ist abhängig von der Art und Lokalisation der Infektion/Wunde.
Der häufigste Erreger bei  ambulant erworbenen Wundeninfektionen ist Staphylococcus aureus.

Erysipel, Phlegmone: Betahämolysierende Streptokokken der Gruppen A-G u.a.

Penetrierende Traumen: Enterobacteriaceae, Clostridium spp., Bacteroides spp., Staphylococcus aureus

Gasbrand: Clostridium perfringens, Clostridium novyi, Clostridium histolyticum, Clostridium septicum

Nekrotisierende Fasciitis: Clostridien u.a. Anaerobier, gramnegative Stäbchenbakterien, Streptokokken

Ulzerierende Wunden (bei Durchblutungsstörungen, diabetischer Fuß): Mischinfektionen mit Enterobakterien und Anaerobiern

Brackwasser- bzw. Salzwasserkontakt: Selten Wundinfektion mit Aeromonas hydrophila bzw. mit Vibrio vulnificus mit rapid progressiven Verläufen mit begleitender Zellulitis und Myositis.

Chronische Wunden insbes. bei Immunsupprimierten und nach Auslandsaufenthalt: Pilze (Zygomyzeten, Aspergillus spp.), Nokardien, Aktinomyzeten oder ubiquitäre Mykobakterien

Infizierter Tierbiss/Menschenbiss: Pasteurella multocida, Streptococcus intermedius, Neisseria weaveri, Neisseria canis, Actinobacillus spp., Eikenella corrodens, Capnocytophaga cynodegmi, Capnocytophaga canimorsus, div. Anaerobier

Kratzwunde durch Katzen: Bartonella henselae

Wegen der Besonderheiten im Erregerspektrum sollten dem Mikrobiologen die Art einer Bissverletzung (Menschenbiss, Hundebiss, Katzenbiss o.a.) und Risikofaktoren für bestimmte Infektionen (Immunsuppression, Diabetes mellitus, Hepatopathien, Z.n. Splenektomie, Transplantationen, Steroidtherapie und Auslandsaufenthalte) mitgeteilt werden.

Postoperative Wundinfektion: Staphylococcus aureus, Enterobacteriaceae, Pseudomonas spp., Acinetobacter spp. u.a.

Verbrennungswunden: Pseudomonas spp.

Untersuchungsgang

Erreger und Resistenz:
Das Ergebnis der mikroskopischen Untersuchung liegt innerhalb weniger Stunden vor. Erste kulturelle Ergebnisse liegen nach 18-24 Std. vor. Eine Resistenzbestimmung liegt in der Regel nach 2-3 Tagen vor.

Ein positiver Keimnachweis ist nicht zwingend therapiebedürftig. Häufig werden Keime der Hautflora als Kontaminanten nachgewiesen (meist koagulasenegative Staphylokokken, Propionibakterien, Bacillus spp. oder Corynebakterien). Auch ein Nachweis von Clostridium perfringens (ohne Gasbrandsymptome) kann ohne Krankheitswert sein. Die Beurteilung des Befundes (ursächlicher Erreger, fakultativ pathogene besiedeldnde Keime oder Kontamination) ist dabei oft nur in Absprache zwischen Kliniker und Mikrobiologen möglich.

Weiterführende Untersuchungen:
Kultureller Nachweis von Pilzen, Anaerobiern, Nocardien, Aktinomyceten, Mykobakterien, Bartonellen (Untersuchungsmaterial wird an ein Konsiliarlabor weitergeleitet).

MediathekInformation und Wissen
LageplanSo finden Sie uns