Lues-Serologie (Syphilis)

Erregerspektrum:

Treponema pallidum ssp. pallidum

Untersuchungsgang und Interpretation der Ergebnisse

Bei der Untersuchungsanforderung Lues-Serologie wird eine Stufendiagnostik durchgeführt. Die erste Stufe besteht aus einem Screeningtest, dem Treponema pallidum-Partikel-Agglutinationstest (TPPA) oder einem Chemolumineszenz-Immunoassay (CLIA). Zeigt sich ein positives Ergebnis im TPPA bzw im CLIA, wird zur Bestätigung ein hoch-spezifischer Bestätigungstest, der Fluoreszenz-Treponemen-Antikörper-Absorbens-Test (FTA-Abs) durchgeführt. Ist der Bestätigungstest ebenfalls positiv wird zur Bestimmung der Krankheitsaktivität der Veneral Disease Research Laboratory-Test durchgeführt (VDRL). Bei unklaren Befunden wird zusätzlich ein Westernblot durchgeführt.

Erstmalig positive Befunde werden telefonisch mitgeteilt. Der Nachweis des Erregers ist meldepflichtig! Neu- und Reinfektionen werden dem Robert-Koch-Institut anonym gemeldet. Mit dem Erstbefund erhält der Einsender den Durchschlag eines Meldebogen mit Freiumschlag, der nach Angabe der klinischen Daten durch den behandelnden Arzt an das RKI gesendet werden muss.

Screennigtest:

Treponema pallidum Partikel-Agglutinationstest (TPPA)
Partikel-Agglutinationstest spezifisch und hoch-sensitiv für Treponema pallidum-Antikörper.
Durch jahrzehntelange Persistenz der Antikörper auch geeignet zur Diagnose lange zurückliegender Infektionen. Sehr sensitiv für Treponema pallidum-Antikörper, Kreuzreaktivitäten mit anderen Antikörpern gegen andere Spirochäten (z.B. Borrelien) möglich. Dieser Test wird frühestens 3 Wochen nach Infektion positiv. Nach erfolgreicher Therapie persistieren die Antikörper über Jahrzehnte (Seronarbe). Daher ist dieser Test nicht geeignet für die Verlaufskontrolle nach einer Therapie.

Interpretation der Ergebnisse

TPPA-Titer > 1: 80
Es besteht der Verdacht auf eine Infektion mit Treponema pallidum. Durchführung des Bestätigungstests.                                                                                                                                                                                                                                                                            
TPPA-Titer < 1: 80
Entweder hat der Patient keine Lues oder es handelt sich um eine ganz frische Infektion (< 3 Wochen), bei der spezifische Antikörper noch nicht in nachweisbarer Konzentration vorhanden sind. Bei klinischem Verdacht auf eine Lues ist eine Kontrolluntersuchung nach 10 bis 14 Tagen notwendig.

Bestätigungstest:

Fluoreszenz-Treponema-Antikörper-Absorbens-Test (FTA-Abs)
Indirekter Immunfluoreszenztest hoch-spezifisch und sensitiv für Antikörper gegen Treponema pallidum. Bestätigungsreaktion bei positiven oder grenzwertigen Befunden im Screening-Test. Dieser Test wird frühestens 3 Wochen nach Infektion positiv. Nach erfolgreicher Therapie persistieren die Antikörper über Jahrzehnte (Seronarbe). Daher ist dieser Test ebenfalls nicht geeignet für die Verlaufskontrolle nach einer Therapie.

Interpretation der Ergebnisse:

reaktiv:
Bestätigt das Vorhandensein spezifischer Antikörper gegen Treponema pallidum. Keine Aussage über die Aktivität bzw. die Behandlungsbedürftigkeit der Infektion.
nicht reaktiv:
Der Patient hat keine für Treponema pallidum spezifischen Antikörper (TPPA falsch positiv).                                                                                                                                                                                                                


Aktivitätstest/Therapiekontrolle:

Veneral Disease Research Laboratory-Test (VDRL-Test, Cardiolipin Mikroflockungstest) Agglutinationstest zum Nachweis von Antikörpern gegen Cardiolipin (kein Nachweis von spezifischen Antikörpern gegen Treponema pallidum). Maß für die Gewebedestruktion bei einer Lues. Dieser Test wird frühestens 6 Wochen nach Infektion positiv. Falsch positive Ergebnisse bei z.B. Tumor- oder Autoimmunerkrankungen. Nach erfolgreicher Therapie der Lues deutlicher Titerabfall (innerhalb von 3-6 Monaten) bzw. negatives Ergebnis. Der Test ist im Lues-Stadium 3 oft negativ.

Interpretation der Ergebnisse

reaktiv:
Aktive behandlungsbedürftige Lues (Titer meist > 1:8)
oder
Zustand unmittelbar nach ausreichend behandelter Lues. Verlaufskontrollen zum Nachweis des Titerabfalls über mindestens 6 Monate sind erforderlich.
oder
Unspezifische Reaktion (Titer meist < 1:4) z.B. bei Autoimmunerkrankungen, Krankheiten mit Gewebszerfall (Tumoren, Herzinfarkt u.a.), Gravidität.          
nicht reaktiv:
Langjährig zurückliegende (auch unbehandelte) Lues
oder
Ausreichend behandelte Infektion
oder
Frische Infektion (< 6 Wochen), Antikörper noch nicht in nachweisbarer Konzentration vorhanden. Bei klinischem Verdacht Kontrolluntersuchung nach 10 bis 14 Tagen notwendig.

 
Westernblot
Der Westernblot ist eine hoch-spezifische und sensitive Nachweisreaktion für IgG- und IgM-Antikörper gegen Treponema pallidum.

Der IgM-Westernblot wird durchgeführt bei reaktivem VDRL wenn der Verdacht auf eine frische Infektion besteht oder das Stadium der Infektion nicht geklärt ist.

Interpretation der Ergebnisse:

positiv:
Nachweis spezifischer IgM-Antikörper gegen Treponema pallidum als Hinweis auf eine frische Infektion                                                           
negativ:
Kein Nachweis spezifischer IgM-Antikörper gegen Treponema pallidum. Es handelt sich am ehesten um eine länger zurückliegende Infektion.

 
Der IgG-Westernblot wird durchgeführt bei bei unklaren Ergebnissen von TPPA und FTAabs (z.B. positiver TPPA, negativer FTAabs) z.B. zum Ausschluß bzw. zur Bestätigung falsch positiver Reaktionen im TPPA.

Interpretation der Ergebnisse:

positiv:
Nachweis spezifischer IgG-Antikörper gegen Treponema pallidum als Hinweis auf eine Infektion.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         
negativ:
Kein Nachweis spezifischer IgG-Antikörper gegen Treponema pallidum. Bei negativem Nachweis hat der Patient mit hoher wahrscheinlichkeit keine Lues. Bei positivem Nachweis spezifischer IgM-Antikörper handelt es sich am ehesten um eine frische Infektion. Dann ist eine Kontrolluntersuchung nach 2 Wochen sinnvoll.

 Liquordiagnostik
Eine Untersuchung von Liquor ist nur bei serologisch gesicherter Syphilis und Verdacht auf ZNS-Beteiligung sinnvoll.
Liquoruntersuchungen sind nur in Paralleluntersuchung mit einem zeitgleich gewonnenen Serum interpretierbar.
Ein positiver VDRL im Liquor ist ein Hinweis auf eine Neurolues.

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