Sepsis, Sepsisverdacht

Material

Blutkulturen:
Desinfektion der Hände des punktierenden Arztes, der Punktionsstelle und des Gummistopfens der Blutkulturflaschen mit Alkohol, Punktion einer peripheren Vene. Das Blut sollte möglichst nicht aus Kathetern, Braunülen o.ä. entnommen werden, da es hierbei leicht zu Kontaminationen kommen kann.
Es sollten jeweils mindestens eine anaerobe (orange) und eine aerobe (grün) Flasche mit je 5-10 ml venösem Blut beimpft werden. Blutkulturflaschen bitte nicht belüften. Anaerobe Flasche zuerst beimpfen, damit die Flasche durch die Restluft in der Spritze nicht belüftet wird. Bei Kleinkindern sollten die speziellen Flaschen (gelb)  mit 0,5-4ml Blut beimpft werden.
Entnahme der Blutkulturen am besten während des Fieberanstiegs und vor Beginn einer antibakteriellen Chemotherapie (ist dies nicht möglich Entnahme unmittelbar vor der nächsten Antibiotika-Applikation). In der Regel genügt die Abnahme von 2-4 Blutkulturen im Abstand von je 1-2 Std. an zwei oder mehr aufeinanderfolgenden Tagen.
Bitte Entnahmetag und Uhrzeit sowie Antibiotikagabe auf dem Begleitschein angeben. Beimpfte Blutkulturen sollten unverzüglich ins bakteriologische Labor transportiert werden. Sollte dies nicht möglich sein sollten die Flaschen bei Raumtemperatur gelagert werden.

Achtung: Aus Blutkulturflaschen kann keine TBC-Untersuchung erfolgen! Für diese Untersuchung sind spezielle Blutkulturflaschen (Bactec MYCO/FLYTIC) erhältlich.

Katheter:
ZVK etc. in sterilen Behältern ggf. mit etwas 0,9% NaCl einsenden.

Focussuche:
Unbedingt sollte nach dem Infektionsherd gesucht werden (z.B. Katheterinfektion, Harnwegsinfektion, Pneumonie, Endokarditis, Meningitis, Wundinfektionen, Darminfektionen u.v.a.). Bestehen klinische Hinweise auf einen Infektionsherd, so sollte gezielt Material gewonnen werden: Urin, respiratorische Sekrete, Stuhl, Wundabstriche, Punktate (Pleura, Abszess, Gelenk) etc..

Lagerung/Transport

Katheter und beimpfte Blutkulturen sollten unverzüglich ins bakteriologische Labor transportiert werden. Sollte dies nicht möglich sein Blutkulturen bei Raumtemperatur lagern.

Erregerspektrum

Die Sepsis ist definiert als eine systemisch-entzündliche Reaktion auf eine mikrobielle Infektion. Häufig dringen von einem Herd aus konstant oder periodisch Mikroorganismen in die Blutbahn ein und können Absiedelungen oder Schädigungen an verschiedenen Organen verursachen. Die Mehrzahl der Sepsisfälle wird durch Bakterien ausgelöst. Insbesondere bei Immunsupprimierten spielen auch Pilzinfektionen eine Rolle. Das bakterielle Erregerspektrum ist, abhängig von der Abwehrlage des Patienten, der vorliegenden Grunderkrankung und der Lokalisation des Sepsisherdes, sehr unterschiedich.
Insgesamt stellen gram-positive Keime etwa 50 % und gram-negative etwa 40 % der Erreger. Die übrigen 10 % der Sepsis-Fälle werden durch bakterielle Mischinfektionen (8 %) und Pilze (2 %) verursacht. Unter den grampositiven Erregern stellen Staphylococcus aureus und Koagulase-negative Staphylokokken den Hauptanteil, während unter den gramnegativen Keimen E. coli mit Abstand am häufigsten nachweisbar ist. Ein Sepsiserreger ist jedoch nur in etwa der Hälfte der Patientennachzuweisen.

Untersuchungsgang

Erreger und Resistenz:
Katheterspitzen werden 2 Tage bebrütet. Jedes Keimwachstum wird telefonisch mitgeteilt. Blutkulturen werden über 7 Tage in einem Bebrütungsautomaten bebrütet. Bei positiver Meldung durch das Gerät wird die Kultur unverzüglich mikroskopisch untersucht und das Ergebnis der Mikroskopie telefonisch mitgeteilt. Im Anschluss daran werden Kulturplatten angelegt. Erste kulturelle Ergebnisse liegen dann in der Regel nach weiteren 18-24 Std. vor. Die endgültige Differenzierung und Resistenzbestimmung liegt dann nach weiteren 24 Std. vor.

Nicht jeder Keimnachweis ist zwingend therapiebedürftig. Häufig werden Keime der Hautflora als Kontaminanten nachgewiesen (meist koagulasenegative Staphylokokken, Propionibakterien oder Corynebakterien). Die Beurteilung des Befundes (ursächlicher Erreger, fakultativ pathogene Keime oder Kontamination) ist dabei oft nur in Absprache zwischen Kliniker und Mikrobiologen möglich.

Jeder in einer Blutkultur nachgewiesene Keim wird identifiziert und alle klinisch relevanten Keime erhalten eine Resistenz­bestimmung. Die Isolate aus Blutkulturen werden für 3 Monate asserviert.

Weiterführende Untersuchungen:
Kulturelle Untersuchung des Blutes auf Pilze, Mykobakterien, Brucellen

Mikroskopische Untersuchung auf Hämoparasiten (nach Auslandsaufenthalt) und Borrelien (bei V.a. Rückfallfieber)

Serologischer Nachweis von Candida-Antigen und Aspergillus-Antigen.

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