Harnwegsinfektionen

Material

Art der Einsendung:
Nährbodenträger (z.B. Uricult® ): Nährbodenträger kurz in den Urin tauchen, dabei auf vollständige Benetzung der Objektträgermedien achten, abtropfen lassen und mit dem Probengefäß fest verschrauben.

5 ml Nativurin:
Ermöglicht eine mikroskopische Beurteilung der Leukozytenzahl und der Erregerzahl und –morphologie. Ein schneller Probentransport in das Labor ist notwendig um ein Wachstum der Erreger im Urin zu verhindern und weil die Leukozytenzahl durch Lagerung verringert wird und die Beurteilbarkeit des Untersuchungsergebnisses somit beeinträchtigt wird.

Mittelstrahlurin:
Möglichst Morgenurin bzw. mind. 3 Std. Abstand zur letzten Miktion. Nach gründlicher Reinigung des äußeren Genitales, 1. Urinportion verwerfen, mittlere Urinportion in sterilem Gefäß auffangen, restlichen Urin verwerfen.

Einmalkatheterurin:
Entnahme aus frisch eingeführtem Katheter.

Dauerkatheterurin:
Ist nicht gut zur bakteriologischen Diagnostik geeignet. Nur in Ausnahmefällen Entnahme aus der dafür vorgesehenen Punktionsstelle. Urin nie aus dem Auffangbeutel entnehmen, da Leukozyten- und  Bakterienzahlen durch die Lagerung bei Raumtemperatur verfälscht sind.

Blasenpunktionsurin:
Nach gründlicher Hautdesinfektion suprapubische Blasenpunktion der gut gefüllten Harnblase. Blasenpunktionsurin und Urin aus Harnleiterableitungen sind normalerweise steril. Jeder Keimnachweis ist pathologisch.

Exprimaturin:
Entnahme bei Verdacht auf eine Prostatainfektion („4 Gläser-Probe“).
Die 1. Urinportion enthält Flora der Harnröhre und kann verworfen werden.
Die 2. Probe (Mittelstrahlurin) enthält Urin aus der Blase.
Vor Entnahme der 3. Probe massiert der Arzt durch den Anus die Prostata, dabei tritt Prostatasekret in die Harnröhre.
Mit der 4. Probe (Exprimaturin) wird wenn möglich das Prostatasekret mit dem verbliebenen Urin ausgewaschen.

Sammelurin (ca. 400 ml):
Zum Nachweis von Schistosoma haematobium wird Sammelurin benötigt. Sammelzeit 3-4 Stunden möglichst am frühen Nachmittag, da zu dieser Zeit die Zahl der ausgeschiedenen Eier am höchsten ist.

Morgenurin:
Zur Mykobakteriendiagnostik die Gesamtmenge des ( „hochgestellten“) Morgenurins einsenden.
Für die Untersuchung auf Chlamydien, Ureaplasmen, Mykoplasmen reichen 5 ml Urin (erste Portion auffangen), die Entnahme eines Urethralabstriches ist jedoch ebenfalls möglich (Spezialtupfer und –transportmedium, siehe unter Urogenitalinfektionen).

Lagerung/Transport

Nativurin umgehend an das Labor versenden um die Vermehrung der  Erreger im Urin zu verhindern. Ist ein umgehender Versand nicht möglich Urin bis zum nächsten Tag bei  4-8 °C lagern. Objektträgerkulturen sollten das Labor am selben Tag erreichen oder auf Station über Nacht bei 37 °C bebrütet werden.

Erregerspektrum

Häufige Erreger: Escherischia coli, Pseudomonas spp. u.a. gramnegative Erreger, Enterokokken, Staphylokokken

Bei wiederholt hohen Leukozytenzahlen ohne Nachweis relevanter Erreger („Sterile Leukozyturie“): Mycobacterium tuberculosis, Chlamydien, Ureaplasmen, Viren.

Candida spp. finden sich häufig als Besiedler in der Harnblase (insbes. bei liegendem Dauerkatheter und nach Antibiotikatherapie) und sind eher selten Ursache einer Infektion. 

Nach Tropenaufenthalt: Schistosoma haematobium

Untersuchungsgang

Erreger und Resistenz:
Das Ergebnis der Leukozytenzahl liegt innerhalb weniger Stunden vor. Die Beurteilung der Zellzahl wird durch eine längere Lagerung des Urins beeinträchtig und kann daher gegenüber Ergebnissen, die direkt nach Abnahme des Urins ermittelt wurden, stark differieren.

Erste kulturelle Ergebnisse sowie die Ergebnisse von semiquantitativer Keimzahlbestimmung und antimikrobieller Eigenaktivität liegen nach 18-24 Std. vor. Eine Resistenzbestimmung liegt in der Regel nach 2-3 Tagen vor.

Befundbewertung:
Eine erhöhte Leukozytenzahl, eine hohe Keimzahl (Angabe in koloniebildenden Einheiten/ml) und ein Keimspektrum von nicht mehr als zwei Erregern deutet auf einen Harnwegsinfekt hin.

Keimzahlen:
Bei Kindern gelten um eine Zehnerpotenz niedrigere Werte!

  • >105 /ml: signifikant, nachfolgende Anlage eines Resistogramms
  • 104 /ml: kontrollbedürftig, je nach klinischem Kontext und nachgewiesenem Erregerspektrum ggf. Anlage eines Resistogramms
  • <103: nicht signifikant, in der Regel keine nachfolgende Resistenzbestimmung


Bei Nachweis antimikrobieller Hemmstoffe im Urin (Eigenaktivität) werden unter Umständen bereits bei geringeren Keimzahlen Resistogramme angefertigt.

Der Nachweis von 3 und mehr potentiell uropathogenen Bakterienstämmen ist am ehesten auf eine Kontamination zurückzuführen. In solchen Fällen werden keine Resistenzbestimmungen angefertigt und die Einsendung eines steril entnommenen Urins empfohlen.

Insbesondere bei Mittelstahlurin sind bei inkorrekter Entnahme häufig kontaminierende Keime nachweisbar.

Auf dem Befund findet sich die Angaben:
Keime der Perinealflora: Verschiedene Keime der Enterobacteriaceae Gruppe, Enterokokken, Koagulase negative Staphylokokken etc.
Keime der Genitalflora: Lactobacillus spp., vergrünende Streptokokken, Enterokokken, Koagulase negative Staphylokokken etc.
Keime der Darmflora: Verschiedene Keime der Enterobacteriaceae Gruppe, Enterokokken, vergrünende Streptokokken, etc.
Keime der Hautflora: Koagulasenegative Staphylokokkenm Corynnebakterien, Propionibakterien, vereinzelt Enterokokken

Bei Blasenpunktionsurin gilt jeder Keimnachweis als pathologisch (bitte immer auf dem Anforderungsschein angeben).

Bei Diskrepanz von klinischen und bakteriologischen Befund ist die erneute Einsendung einer Urinprobe sinnvoll.

In der Kontrolluntersuchung sollten diese Erreger bei entsprechender Klinik und/oder Anamnese berücksichtigt werden. Differentaldiagnostisch ist an eine Urethritis zu denken und ggf. eine diesbezügliche Erregerdiagnostik durchzuführen. Ebenso sind Kontrolluntersuchungen mit Erstellung eines Antibiogramms bei persistierenden Harnwegsinfektionen sinnvoll. Bei Nachweis gleicher Keimisolate wird in solchen Fällen ggf. auf eine wiederholte Erstellung eines Antibiogramms verzichtet.


Weiterführende Untersuchungen:

Mikroskopischer Nachweis von Schistosomen

Kultureller Nachweis von Pilzen, Mykobakterien, Ureaplasmen, Mykoplasmen, Anaerobier (Blasenpunktionsurin ist besonders geeignet).

Urogenitaktrakt-PCR: Chlamydien, Ureaplasmen, Mykoplasmen

Nachweis spezifischer Antikörper gegen Schistosomen, Chlamydien

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