Wissenschaftliche Aufarbeitung (sexualisierter) Gewalt im Kinderkurheim Wessobrunn und ggf. in anderen Einrichtungen der Missions-Benediktinerinnen von Tutzing
Projektleitung: Prof. Dr. Heiner Fangerau
Bearbeiter: Dr. Nils Löffelbein
Im Auftrag der Ordensgemeinschaft der Missions-Benediktinerinnen von Tutzing untersucht das Projekt im Raum stehende Gewalt- und Missbrauchsvorwürfe in dem von der Ordensgemeinschaft geführten Kinderkurheim Wessobrunn (und möglicherweise auch in der Jugendbildungsstätte Marienfried in Olpe) im Zeitraum zwischen den 1950er und 1990er Jahren.
Bei der Einrichtung handelt es sich um ein Kinderkurheim, in dem Kinder in den Jahrzehnten nach 1945 für sogenannte „Verschickungskuren“ zur Erholung, gesundheitlichen Stabilisierung oder zur Behandlung chronischer Erkrankungen untergebracht wurden.
Ziel des Forschungsprojekts ist es, Ausmaß und Häufigkeit sexualisierter, psychischer, physischer und medizinischer Gewalt durch Mitglieder der Ordensgemeinschaft und andere im Dienst des Kinderkurheims Wessobrunn stehende Personen im genannten Zeitraum zu ermitteln. Mögliche Leid- und Unrechtserfahrungen sollen erfasst und beschrieben, Abläufe und Verantwortungsstrukturen rekonstruiert und die kulturellen, religiösen sowie gesellschaftlichen Hintergründe analysiert werden. Zudem sollen in die Zukunft gerichtete Empfehlungen zur Prävention von grenzverletzendem Verhalten gegenüber Kindern, Jugendlichen und schutz- oder hilfebedürftigen Erwachsenen entwickelt werden.
Methodisch wird zum einen auf gedruckte Quellenbestände wie kirchliche, behördliche und medizinische Publikationen sowie vor allem die noch vorhandenen Archivalien in staatlichen und kirchlichen Archiven zurückgegriffen.
Zum anderen soll die Perspektive der Betroffenen über Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mittels der Methode der „oral history“ einbezogen werden.
a. Betroffene und ZeitzeugInnen werden nach ihren Erlebnissen im Kinderkurheim Wessobrunn sowie nach erlebten Formen von Gewalt im Rahmen der Unterbringung gefragt.
b. Um bis heute in der Ordensgemeinschaft nachwirkende, missbrauchs- und gewaltbegünstigende Strukturen zu identifizieren, sollen zudem Interviews mit Mitgliedern der Ordensgemeinschaft aller Altersstufen geführt werden.