Irene Weingartner - PHANTOM - Computertomographien von Modellen (CT)

Seit einigen Jahren befasst sich Irene Weingartner mit der Frage, ob es als Künstlerin möglich
ist, ein bildgebendes Verfahren für die künstlerische Darstellung zu nutzen. Dabei
konzentriert sie sich, wie unsichtbare, aber fühlbare Signale, Impulse oder Energien des
Körpers vom Hirn aufgenommen und an Arm und schliesslich bis zur Hand weitergeleitet
werden bis sie dann via Bleistift auf Papier gebracht werden. Diese Aufzeichnungen nennt die
Künstlerin „Seismographische Aufzeichnungen“. Sie erinnern an architektonische Strukturen
oder an Landschaften eines unbekannten Universums ohne eindeutige Perspektive.
Bei der vorliegenden Arbeit „Phantom“ hat die Künstlerin diese Technik nun in eine neue
Dimension weiterentwickelt. Ausgehend von ihren „Seismographischen Aufzeichnungen“
vereinfachte sie zuerst deren Strukturen und baute diese anschliessend dreidimensional aus
Balsaholz nach. Danach konnte sie die Modelle dank der Bereitschaft des
Universitätsklinikums Düsseldorf durch einen Computertomographen (CT) „scannen“. Die
CT wählte Fr. Weingartner ganz bewusst, da sie als bildgebendes Verfahren in der Radiologie
gebraucht wird, um innere Körperstrukturen abzubilden. „Für einen Radiologen sind
natürlich alle bildgebenden Untersuchungen mit Kunst gleichzusetzen“, erläutert Prof.
Antoch, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. „Gerade
deswegen haben wir das Projekt „Phantom“ von Fr. Weingartner gerne unterstützt. Die
dreidimensionale Darstellung der Objekte in Kombination mit der nachfolgenden
„Verfremdung“ durch die Künstlerin lässt der Interpretation des Betrachters freien Lauf“, so
Prof. Antoch.
Aus diesen verschiedenen CT Durchgängen ist eine Unmenge von möglichem Bildmaterial
entstanden und demzufolge ein Schatz, zahlreiche neue Bilder daraus zu kreieren. Irene
Weingartner wählte schliesslich aus diesen Datensätzen Ausschnitte, veränderte und
manipulierte mit Farbreglern die Tiefe der Informationen und kam so zu ganz neuen,
unerwarteten Strukturen und Details.
Ähnlich dem Vorgehen in der Medizin, wo Phantome zu Unterrichtszwecken oder
Versuchen benutzt werden, dort handelt es sich um Körper oder Organe, die nachgebildet
werden, ging die Künstlerin in ihrer Arbeit vor. Sie wählte Modelle ähnlich der Phantome,
die auch bei den CT eingesetzt werden zur Kontrolle und Justierung eines CT Apparates.
Die Herkunft des Wortes Phantom bedeutet Erscheinung oder Einbildung. Für die
Künstlerin ist das Phantom, wie ein Zwischenraum, dort wo man die ganze Freiheit hat, weil
es etwas ist, das es gibt und doch nicht wirklich gibt, spürbar aber in diesem Falle ohne CT
nicht sehbar ist. Gleichzeitig ist es aber auch ein Ersatz für etwas anderes – ein Substitut.
Dort geht die Welt auf, im nicht Festgelegten - für Bilder die es eigentlich nicht gibt. Ein
konstruiertes Abbild, das über einen Datenschwarm entstanden ist.
Zu diesem Projekt erscheint bei Edition Gemelli, Zürich die Edition „Phantom“
(Auflage 9, 6 Prints in leinengefasster Kartonbox)

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