Wenn eine Verschiebung der Reproduktiven Phase (des Kinderwunsches) notwendig wird

Das Einfrieren von reifen unbefruchteten Eizellen (Metaphase II) bei einer nicht-medizinischen Indikation (Social Freezing) stellt für junge Frauen im reproduktionsfähigen Alter eine Möglichkeit dar, die Realisierung ihres Kinderwunsches auf eine spätere Lebensphase zu verlegen. Die häufigsten Gründe sind hierbei das derzeitige Fehlen eines geeigneten Partners, Karriereplanungen und eine Art „Kinderversicherung" für die Zukunft. Das Besondere an dem Verfahren des Einfrierens „junger" Eizellen ist, dass diese Eizellen im Gegensatz zu der Frau, von der sie stammen, nicht weiter altern. Das Alter spielt bei einer späteren Realisierung des Kinderwunsches (>35 Lebensjahre) eine zentrale Rolle, da neben dem absinkenden AMH (Anti-Müller-Hormon) und der folglich abnehmenden Eizellreserve im Eierstock zeitgleich die Rate genetisch auffälliger (aneuploider) Eizellen steigt. Zu den häufigsten und bekanntesten Aneuploidien zählen die Trisomien 13, 16, 18, 21, 22 und X.

Die Eizellen können mittels zweier Verfahren gewonnen werden, die sich hinsichtlich Planung, Prognose, Anzahl der erzielten Eizellen und monetärer Belastung unterscheiden. Die Kosten für beide Verfahren und die entsprechende Lagerung trägt die Patientin zu 100% selbst. 


Kryokonservierung reifer Eizellen nach Stimulation

Die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen ist eine etablierte reproduktionsmedizinische Technik, die zum Zwecke der Fruchtbarkeitserhaltung im fortgeschrittenen Alter angewendet werden kann. Damit ausreichend Eizellen kryokonserviert werden können, bedarf es im Vorfeld einer ca. zweiwöchigen medikamentösen ovariellen Stimulation mit anschließender Follikelpunktion unter einer kurzen Narkose. Im Durchschnitt können danach ca. 13 Eizellen gewonnen werden, wobei die Anzahl derer deutlich alterskorreliert ist sowie deren Qualität und Entwicklungspotenzial (FertiPROTEKT Netzwerk e.V.).

Als zeitgemäßes und routiniertes Verfahren bedient man sich bei der Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen dem ultraschnellen Einfrierverfahren, der sogenannten Vitrifikation. Eine Methode, die nach dem neuesten Stand der Wissenschaft sowohl die zellulären Organellen inklusive des für die Verteilung der Chromosomen wichtigen Spindelapparates erhält und Überlebensraten der Eizellen von über 90% liefert. Die unbefruchteten Eizellen gelten im Vergleich zu befruchteten Eizellen als besonders kryosensitiv, da sie eine geringere Membrandurchlässigkeit besitzen, wodurch höher konzentrierte Frostschutzmittel nach streng vorgegebenem Protokoll eingesetzt werden müssen. Hinzu kommt der Aspekt, dass die Keimzellen zwar als befruchtungskompetente Eizellen vorliegen, allerdings meiotisch noch nicht komplett ausgereift sind. Sie befinden sich nach der zweiten meiotischen Reifeteilung im Metaphase II Arrest - das Vorhandensein des extrem sensiblen Spindelapparates, der für die Vollendung der Meiose nach Eintritt des Spermiums benötigt wird, ist noch gegeben.

Werden die unbefruchteten Eizellen später im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung aufgetaut, ist - da vor der Kryokonservierung zur Beurteilung der Reife die Kumuluszellen (umgebende "Hüllzellen") entfernt wurden - eine konventionelle in vitro-Fertilisation (IVF) nicht mehr möglich. Zur Befruchtung wird daher, auch bei einem unauffälligen Spermiogramm des Mannes, eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) angewendet, was einer weiteren Manipulation der Zellen und weiterer Kosten bedarf.

Als grobes Maß für eine spätere Garantie auf die Realisierung des Kinderwunsches gilt, dass sich die Anzahl an reifen Eizellen und das Alter der Patientin entsprechen - das bedeutet: mit zunehmendem Alter nehmen die Erfolgschancen, sprich: Befruchtungsrate, die Entwicklungskompetenz und das Outcome, kontinuierlich ab. Eine Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen sollte daher bis zum 35. Lebensjahr vorgenommen werden (mehr).


Kryokonservierung von Eierstockgewebe (Ovarialgewebe)

Die Kryokonservierung von Eierstockgewebe mit anschließender Transplantation bei altersbedingter Minderung der Eierstockfunktion und deren Eizellqualität ist methodisch, im Vergleich zum Fertilitätserhalt bei weiblichen Krebspatientinnen vor zytotoxischer Medikation, noch keine routiniert angewandte Methode bzw. Methode der Wahl. Dennoch gewinnt dieses Verfahren zunehmend im Sinne eines „Social Freezing" an Bedeutung. Nicht nur der Aspekt der physiologisch hormonellen Verjüngerung der Frau, was zu einem besseren allgemeinen Wohlbefinden in Bezug auf die bekannten Wechseljahrsproblematiken erheblich beitragen kann, auch die Tatsache, dass hunderte bis tausende Eizellen in ihrem physiologischen Zellverband in kleinen Gewebestückchen kryokonserviert werden und nach Rückübertragung (Transplantation) eine Schwangerschaft auf dem natürlichen Weg, ohne eine reproduktionsmedizinsiche Behandlung, herbeigeführt werden kann, bieten den entscheidenden Vorteil gegenüber der in der Anzahl limitierten Eizellkryokonservierung.

Mehr lesen Sie hier zur Kryokonservierung und Transplantation von Ovarialgewebe.

Wenn Sie detailliertere Fragen zum Social Freezing haben oder eine individuelle Beratung zu Ihrem Fertilitätserhalt wünschen, dann kontaktieren Sie uns bitte hier.

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