Prinzipiell steht bei der Behandlung der fortgeschrittenen Erkrankung neben der Prognose immer auch der Erhalt der Lebensqualität im Vordergrund. Alle Möglichkeiten werden immer mit Ihnen ausführlich besprochen und an Ihre persönlichen Wünsche angepasst.
Für die individuelle Therapie spielen folgende Verfahren eine Rolle:
- Anti-Hormontherapien (endokrine Therapie): Sehr häufig kann eine Metastasierung durch die alleinige Verabreichung von Antihormonen über lange Zeit bei sehr guter Lebensqualität kontrolliert werden. Ob eine solche Therapie möglich ist, richtet sich nach den Tumoreigenschaften, dem Krankheitsbild und den Vortherapien. Seit neuestem können nun auch neue Tablettentherapien, die einen antihormonellen Ansatz verfolgen als Monotherapie eingesetzt oder in Studien allein oder in Kombination mit anderen zielgerichteten Substanzen getestet werden.
- Chemotherapien: In anderen Fällen ist eine Chemotherapie die sinnvolle oder notwenidge Methode zur Behandlung. Hierbei kommen verschiedene Schemata und inzwischen auch Tablettenchemotherapien zum Einsatz, die unterschiedliche Nebenwirkungen haben. Der Verlust der Haare ist dabei nicht immer notwendig und andere Nebenwirkungen sind oft gut zu behandeln. Wir bieten auch für Patientinnen mit metastasierter Erkrankung die Teilnahme an Studien an.
- Zielgerichtete Therapien: Die Chemotherapie und die Antihormontherapie können durch eine zielgerichtete Therapie ergänzt werden oder diese zielgerichtete Therapie nach einer Chemotherapie als alleinige Erhaltungstherapie eingesetzt werden, sofern der Tumor entsprechende Merkmale trägt. Zu dieser Gruppe gehören auch die Immuncheckinhibitoren, die wir sowohl in der frühen als auch in der fortgeschrittenen Situation beim Mammakarzinom und anderen gynäkologischen Tumorarten einsetzen. Eine neue Substanzklasse, die einen großen Siegeszug für die Patienten angetreten haben, sind die Antikörper-Chemotherapie-Konjugatwirkstoffe. Bei diesen Substanzen findet die Substanz ihr Ziel, die Tumorzelle, durch Bindung eines Antikörpers an bestimmte an der Tumorzelle sitzende Oberflächenmoleküle. Nach Aufnahme des Moleküls in die Tumorzelle, wird die am Molekül gebundene Chemotherapie im Zellinneren freigesetzt und zerstört die Tumorzelle dann. Diese Substanzen übertreffen die Wirksamkeit der alleinigen Chemotherapie um ein Vielfaches und sind insgesamt meist nebenwirkungsarm. Die seltenen schwerwiegenden Nebenwirkungen müssen rasch diagnostiziert werden und dann konsequent behandelt werden, um keine Nachteile für Sie entstehen zu lassen. Melden Sie sich jederzeit im IAC unter Telefon 0211 / 8104142 oder nachts bzw. an Wochenenden unter 0211/8104176.
- Radiotherapie/Bestrahlung: Die Notwendigkeit zu einer Strahlentherapie wird immer zusammen mit den Strahlentherapeuten individuell für jede Patientin in der Tumorkonferenz besprochen. Dies ist zum Beispiel der Fall bei schmerzhaften Knochenmetastasen oder Hirnmetastasen.
- Sonstige Therapien: Viele weitere Möglichkeiten, wie z.B. Operationen an Metastasen, nuklearmedizinische Verfahren oder knochenstärkende Medikamente werden ebenso in der Tumorkonferenz von allen Spezialisten besprochen und individuell festgelegt. In diesem Zusammenhang sei auf die Möglichkeit der Teilnahme am molekularen Tumorboard im Zentrum für personalisierte Medizin hingewiesen. Hier wird an Blut, zirkulierenden Tumorzellen und oder Blut ein molekulares Profil erstellt und geprüft, ob eine spezielle individualisierte Therapie, die für andere Tumoren bereits zugelassen ist, auch für Ihre Tumorerkrankung wirksam sein könnte.
- Neue Therapiekonzepte: Hyperthermie, Elektrochemotherapie, HIPEC und andere werden bei individueller Notwendigkeit im Rahmen von Studien angeboten.
Es ist meistens sinnvoll, die Tumoreigenschaften (Oberflächenmerkmale und genetische Veränderungen der Tumorzelle) durch eine Probeentnahme an der Metastase und/ oder eine Blutabnahme erneut zu testen, da sich diese verändern können und für die Therapieentscheidung wichtig sind.
In der fortgeschrittenen Situation geht es immer auch um die Behandlung der Nebenwirkungen der Erkrankung und der verabreichten Therapien.
Um hier eine optimale interdisziplinäre Betreuung zu gewährleisten, werden Patienten frühzeitig an den Sozialdienst, die Psychoonkologie, Komplementärmedizin und auch an die Palliativmedizin angebunden. Sprechen Sie gern unsere Kollegen vor Ort an.